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Wirre Worte
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Wirre Worte

Natalija Tschelej-Kreibich Tue 12 2022

Wem ebenfalls bereits erste Schweißperlen auf der Stirn stehen dürften, das sind die Vertreter der schreibenden Zunft.

Fortsetzung von Andreas Feichtenberger Lesezeit 2 min.

Während sich Journalisten bereits daran gewöhnt haben, dass Börsenberichte oder Sportergebnisse von einer KI verfasst und veröffentlicht werden, ist die Entwicklung für Buchautoren und Dichter noch relativ neu. Aber auch hier setzt sich die KI immer mehr durch, und der Unterschied zwischen menschlichem Schaffen und künstlichem Werken wird immer schwerer zu erkennen sein.

Schon 2018 schickte die Wiener Agentur ­Tunnel23 ein Gedicht an die Brentano-Gesellschaft, ohne zu erwähnen, wer der Verfasser des Werks ist. Das Gedicht wurde in den renommierten Jahresband ​„Frankfurter Bibliothek“ aufgenommen.

Geistiger Eigentümer der Zeilen war und ist jedoch kein Mensch, sondern eine KI. Zusammengebaut hat sich die KI die Zeilen mithilfe eines Algorithmus, der mit Werken von Goethe und Schiller gespeist wurde. Die KI hat daraufhin Vokabular, Semantik und Rhythmik der Texte gelernt und kreierte einige Wochen später das gelobte Werk. Aber nicht nur Reime wurden produziert. Eine Firma namens Botnik fütterte 2017 eine KI mit allen Bänden von ​„Harry Potter“ und stellte dem Computer die Aufgabe, einen Roman im Stil von J. K. Rowling zu verfassen. Die Arbeit wurde vollendet, das Resultat aber war eher bescheiden. Der Titel des Bandes ließ bereits aufhorchen: ​„Harry Potter und das Porträt von etwas, das aussah wie ein großer Aschehaufen“. Hier finden sich auch die aktuell größten Probleme – während der Stil und die Sprache gut umgesetzt werden können, bleibt der Inhalt großteils auf der Strecke. Fortschrittlicher ist das Projekt GPT‑3, das Elon Musk, der Gründer von Tesla, und Microsoft finanziert haben. Millionen von Texten wurden der KI aus dem Internet eingespielt, kreiert werden Kurzgeschichten, Essays und sogar technische Handbücher. GPT‑3 ist aber auch der fortschrittlichste Sprachgenerator der Welt. Mit ihm lassen sich ­gesprochene Befehle in diversen Computerprogrammen umsetzen.  

KI schreibt Harry Potter neu: Die Arbeit wurde vollendet — das Ergebnis war eher bescheiden.”

Künstliche Intelligenz hat sich längst in der Gesellschaft und in der Kunst etabliert. Eine Frage, die im Raum stehen bleibt und wahrscheinlich noch viel Diskussionsstoff liefern wird, ist eine philosophische, denn wir werden uns irgendwann über die Wertigkeit solcher Kunstwerke einig werden müssen: Warum sollte Kunst weniger wertvoll sein, wenn sie von einer Maschine erschaffen wurde? Oder braucht es nicht doch die Emotion, die bis dato nur der menschliche Künstler liefert?

Eine KI ist natürlich nur so klug wie ihr Programmierer ;)

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